Mein neues Fotoprojekt befasst sich mit der emotionalen Aufladung von Orten, wenn man weiß, was dort passiert ist. Ich versuche, dies am Beispiel der RAF in Frankfurt und Umgebung deutlich zu machen.
Auslöser für die Idee zum Konzept war die Vielzahl der Dokumentarfilme im letzten Jahr, die speziell in den Dritten Programmen zu den 68ern und den 70er Jahren liefen. Das Material dort wiederholt sich häufig, man sieht auch mehr Bilder aus Berlin oder einfach große Demos bzw. bei der RAF die Anschlagsorte oder Stammheim.
Dadurch entsteht ein räumlicher Abstand, den es zumindest hier im Rhein-Main-Gebiet so nicht gegeben hat.
Zeitlich ist der Abstand natürlich groß, aber wenn man die Jahreszahl 1993 sieht, nicht so groß, wie die meisten Menschen wahrscheinlich denken.
36 Orte
Ich habe 36 Orte gefunden, je Ort ein Bild und die Informationen, was dort passiert ist plus der Zusammenhang. Die Recherche hat rund neun Monate gedauert, das Ergebnis mündet in einer Ausstellung. Die Bilder harren nun aus in der Galerie kuk in Frankfurt, die Vernissage war für März geplant, erst auf den April verschoben, nun auf Ende Mai, wahrscheinlich wird es Juni.
Zur Ausstellung sollte der Katalog erscheinen, aber weil sich die immer weiter nach hinten schiebt, habe ich die Bilder und Texte vorab als Buch veröffentlicht.
Auf meiner Webseite kann man auch einen Teil des Buches als pdf-Datei herunterladen.
In einer kleinen Auflage von 99 + 5 E.A. habe ich das Buch herausgebracht.
Nun ist dieses Buch zu meinem Erstaunen auf größere Resonanz gestoßen als ich erwartet hatte. Das Interesse entsteht durch die eigene Erinnerung der Menschen an diese Zeit.
Die meisten Interessierten waren damals Studierende, Jugendliche oder sogar noch Kinder. Ab und zu meldet sich jemand, der etwas näher dran war, Kriminalbeamte, die ausgerechnet nach einem blutigen Attentat einen ihrer ersten Einsätze hatte, Soldaten, die ein solches Attentat miterleben mussten, oder Mitglieder der Roten Hilfe, die in den Gerichtsverfahren Prozessbeobachter waren.
Diese Sammlung der Orte ist nach meiner Kenntnis die bisher umfangreichste Auflistung für Frankfurt und Umgebung im Bezug zur RAF
Der Text der Galerie dazu:
Rote Armee Fraktion Topographie Frankfurt und Umgebung
Der erste Gedanke geht an die inzwischen beinahe historisch zu nennenden Bilder, die man unwillkürlich im Kopf hat, wenn man an die RAF denkt. Fahndungsplakate, verrauschte Fernsehbilder und natürlich das Foto vom entführten Hanns Martin Schleyer. Besonders der deutsche Herbst, wie die Ereignisse von 1977 genannt werden, hat in unserer Gesellschaft seine Bilder hinterlassen. Immer wieder sehen wir in den Wiederholungen der Fernsehsender die Geschehnisse dieser Jahre, spätestens wenn sich etwas jährt, erscheinen diese Bilder wieder im TV.
Es wirkt auf uns mittlerweile wie Fiktion, die Taten sind lange her, Spielfilme wurden dazu gedreht. Umso überraschender ist der Abgleich zwischen den Bildern im Kopf und Jahnkes Fotografien aus unserer Gegenwart. Kaum jemand stand selbst vor den Garagentoren, an denen Baader, Meins und Raspe verhaftet wurden. Sieht man nun dieses Bild mit dem bewegten Schemen aus dem Jahr 2021, scheint die Vergangenheit in die Gegenwart zu springen.
Sind diese Orte emotional aufgeladen, wenn man weiß, was dort passiert ist? Verbrechen, Geschichte und Lebensgeschichten sieht man den Orten meistens nicht an, erfährt man aber mehr, wird man davon beeinflusst.
Jahnke hält stringent seinen sachlichen Stil, mit einer Perspektive und ohne den Versuch optischer Effekthascherei, so dass sich der Vergleich zur Becherklasse aufdrängt. Er durchbricht aber die Betonung der reinen Architekturaufnahme mit den Schemen der Menschen, die dort leben.
Niemand ist wirklich zu erkennen, steht ein Körper still, ist das Gesicht verwischt. Oft sind die Menschen nur Streifen. Wo kein Mensch zu sehen ist, wie im Wald zwischen Gravenbruch und Heusenstamm, bildet ein langgezogenes Flugzeug die Bewegung der Gegenwart ab. Genauso auch am letzten bestehenden Gebäude der Rhein-Main Air Base, dem Ort eines großen Anschlags.
Jahnke zeigt mit seiner Zusammenstellung, begleitet von einer textlichen Einordnung der Geschehnisse, dass sich die Orte der RAF wie ein roter Faden durch Frankfurt und Umgebung ziehen. Diese 36 Häuser und Plätze werden natürlich weiter bewohnt, besucht und gelebt.“
Beispielhaft drei Bilder. Im Buch gibt es zu den einzelnen Bilder mehr Informationen, auf meiner Webseite kann man auch einen Teil des Buches als pdf-Datei herunterladen.
Wenn Ihr ab und zu fotografiert, entwickelt Ihr vielleicht eine Leidenschaft für bestimmte Motive. Bei Hundebesitzern ist die Sache meistens genauso klar wie bei Eltern. Aber unabhängig vom Naheliegenden entwickeln sich gelegentlich Vorlieben, ob bewusst oder unbewusst.
Wer seinen Urlaub in Griechenland verbringt, kommt eventuell mit vielen Bildern von weißen Häusern zurück, blaue Türen oder blaue Fenster sind auch gern genommen. In Südfrankreich warten jede Menge Lavendelblüten auf den Bildgestalter, an der Nordsee sind es eher Strandkörbe oder raue Wellen. Das Ungewohnte, das Neue, die fremdwirkenden Dinge und Erlebnisse machen die Urlaubsreisen so ergiebig, was die Ausbeute an Bildern angeht.
Umso schwerer erscheint es oft, in der direkten Umgebung Motive zu finden, von denen man glaubt, dass es sich lohnt, sie zu fotografieren. Die eigene Nachbarschaft findet man langweilig, schließlich geht man jeden Tag an diesen Häusern vorbei. Oder man traut sich nicht, gleich nebenan Bilder zu schießen, geschweige denn, gleich eine ganze Serie hier anzufertigen. Die Nachbarn könnten komisch gucken. Für fremde Menschen wäre wiederum unsere Nachbarschaft vollkommen neu und damit vielleicht unglaublich spannend. Oder auch auch nicht.
Was ich aber immer spannend finde, sind Menschen. Klein, groß, dick, dünn, jung , alt. Gerade die Gegensätze erzeugen Spannung, sie bilden einen Kontrast.
Aber wenn ich eine Serie von etwas erstellen möchte, muss ein bindendes Element vorhanden sein. Bei den beliebten Motiven „Besondere Türen der Welt“ oder „Die niedlichsten Katzenbabies“ ist die Sache klar. Möchte ich aber eine lange Serie von Menschen fotografieren, sollte diese Menschen wirklich etwas verbinden. In letzter Zeit kamen Serien, sogar Fotobücher mit besonders alten Menschen auf, vielleicht habt Ihr sie im Web, in Zeitschriften oder in der Buchhandlung gesehen: „100 Jahre Leben: Hundertjährige im Porträt“ von Andreas Labes oder „100 Jahre Lebensglück: Weisheit, Liebe, Lachen“ von Karsten Thormaehlen. Ich glaube, man erhofft sich Erkenntnisse von diesen Menschen und ihren Aussagen, um das eigene Leben besser meistern zu können.
Um so viele Hundertjährige vor die Kamera zu bekommen, ist man im Vorfeld sicher viel unterwegs, um mit diesen Mensch zu reden, sie davon zu überzeugen, dass sie mitmachen. Wenn es denn die Gesundheit auch zulässt.
Mich beschäftigt Kunst seit vielen Jahren, eigentlich seit Jahrzehnten. 1989 bin ich dem Frankfurter Kunstverein beigetreten, Kunst, ob alt oder neu, finde ich sehr spannend. Was liegt für einen Fotografen also näher, als Künstler abzubilden. So habe ich mit meiner neuen Serie „Frankfurter Künstler“ begonnen. Hier begegnen einem Newcomer und Arrivierte, Alte und Junge, die verschiedenen Genres der Kunst sowieso, die ich bei der Serie nur beiläufig, im Hintergrund halten möchte. Der Mensch im Vordergrund.
Von allen Seiten, allen Herstellern, kommen immer mehr „Spiegellose Kameras“, die den Nutzer von Gewicht, von unnötigem Ballast befreien sollen. Die Rede ist nicht nur von kleinen Sucherkameras, wie es sie natürlich bereits vor ewiger Zeit auch schon im Analogen gegeben hat, sondern von Kameras mit einem festen Objektiv mit großem Brennweitenbereich und von Modellen mit Wechselobjektiv.
Diesem Trend zur Gewichtseinsparung wollte ich mich nicht verschließen, schließlich ist es nicht schlecht, weniger Zeug dabei zu haben, besonders in der Freizeit, speziell im Urlaub. So habe ich mir neben meinen beiden Nikon zuerst eine mittelgroße Sony zugelegt, die RX 10. Die optische Leistung der Kamera ist wunderbar. Das Objektiv hat für den bereits enormen Brennweitenbereich von ( Kleinbildäquivalent!) 24-200mm die unglaubliche Blende 2,8, und zwar durchgehend. Das gibt es bei größeren Kameras nicht, hat aber wohl auch etwas mit Physik und dem kleinen 1-Zoll-Sensor zu tun. 1 Zoll klingt etwas klein, aber mir gefällt diese Größe, speziell im Videobereich, aber das ist ein anderes Thema.
Das inzwischen recht beliebte Sensorformat MFT ( Microfourthird) ist in der Diagonalen, und darauf beziehen sich diese Bezeichnungen für Sensoren immer, ein Drittel größer. 1-Zoll= 3/3 Zoll, MFT= 4/3 Zoll. Zum anderen stellt Sony nach meiner Meinung zur Zeit die besten Sensoren her, die allerdings auch von einem Hersteller wie Nikon genutzt werden. Den Kontrastumfang finde ich sehr gut, die Auflösung auch. Mit der Leistung des Objektivs bin ich auch zufrieden. Allerdings zählt immer der Vergleich mit anderen Kameras, Grundlage ist natürlich aber der Zweck der Bilder, Hochglanzwerbung wird man eher nicht mit diesem Modell aufnehmen.
Diese Dinge beziehen sich auf die RX10, es gibt natürlich auch deutlich größere Spiegellose, die auch DSLM abgekürzt werden. DSLM steht für Digital Single Lens Mirrorless. Fuji, Panasonic, Sony und mittlerweile auch Canon und Nikon bieten professionelle DSLM an, bei denen das Objektiv auch gewechselt werden kann.
An erster Stelle steht für mich ganz klar der Sucher. Viele Nutzer und auch Fotojournalisten freuen sich über WYSIWYG: What you see is what you get. Man sieht bereits im Sucher, ob das Bild über- oder unterbelichtet ist, ob der Weißabgleich daneben liegt. Dafür verzichtet man aber auf etwas, was für mich den Ausschlag gibt: Immer ein möglichst helles Sucherbild, das der Aufnahmesituation auch entspricht. Ein helles Sucherbild ist nur schwer zu ersetzen, zumindest für mich.
STOP! werden jetzt einige denken, der Sucher kann auch automatisch nachgeregelt werden. In diesem Fall wird ein zu dunkles Sucherbild elektronisch verstärkt, bis man in jeder Ecke des Bildes alles erkennt. Nein, danke! sage ich dazu. Der Sucher beginnt zu rauschen, er steht quasi auf Automatik, das Gain ( oder db, ISO etc) wird für das Sucherbild hochgerissen. Das nervt mich total. Das aufgenommene Bild wird dadurch nicht beeinflusst, aber genau das zu dunkle Bild im Sucher stört mich dieses Rauschen bei der Gestaltung des Bilds. Ich kann mich leider nicht auf den Bildinhalt konzentrieren, wenn es vor meinem Auge rauscht. Geht nicht.
Ein weiterer Punkt ist der Autofocus. Ich kann nicht pauschal über jedes DSLM-Modell reden, aber meine beiden Sonys sind langsam. Zu langsam. Gleiches habe ich auch von anderen Kollegen bei ihren
Kameras gehört. Ich gehe allerdings davon aus, dass es bei den Spitzenmodellen der Hersteller anders aussieht, aber so ganz sicher bin ich nicht
Der Energieverbrauch ist der nächste Punkt. Ein Videosucher will natürlich mit Strom versorgt werden. Nun wird nicht jeder bei jedem Fotoshooting gleich mehrere Hundert Aufnahmen machen, geschweige denn Tausend. Aber ich gebe zu bedenken, dass die Akkus bei den Spiegellosen, die ihren Vorteil aus geringerer Größe und Gewicht ziehen sollen, natürlich auch kleinere Akkus haben, die von der Kapazität mit großen Akkus nicht mithalten.
Der Kauf einer Spiegellosen ist entweder ein Neubeginn, sei es verbunden mit einem Systemwechsel von einem Hersteller zum anderen, oder man bleibt bei seinem bisherigen Hersteller und überlegt nun, ob man seine Objektive weiter nutzt oder neue kauft. Hier beschleicht mich das Gefühl, dass der Wechsel zur Spiegellosen zuerstmal dem Hersteller nutzt. Will ich die Objektive der Spiegelreflex (DSLR) an dieser kleineren Kamera nutzen oder neue kaufen, die insgesamt natürlich besser an das kleine Gehäuse passen? In den allermeisten Fällen werden größere Investitionen die Folge sein.
Das Gewicht spielt für die meisten Fotografen die Hauptrolle, wenn sie an Spiegellose denken. Bei mir ist das auch ein Punkt, aber andersherum: Ich habe keine Klodeckel als Hände, brauche auch nicht zwei Kilo Glas und Metall, die ich eine oder mehrere Stunden hochhalte. Aber ein knappes Kilo darf es schon sein, denn Gewicht gibt auch Sicherheit beim Halten, schließlich wackeln leichte Dinge schneller als schwere. Und eine schwere Spiegellose würde für mich keinen Sinn mehr machen.